Die Promotion

Die Promotion

Mit einer Promotion erwirbst Du den Doktortitel. Die Promotion ist die Voraussetzung für eine wissenschaftliche Karriere und kann Deine Berufs- und Gehaltsaussichten in vielen Fachbereichen verbessern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Promotion?

Mit einer Promotion erwirbst Du in Deutschland den höchsten akademischen Grad, den Doktor. Eine Promotion stellt Deine Befähigung zur selbstständigen wissenschaftlichen Arbeit fest. Um zu promovieren, setzt Du Dich eigenständig mit einer Forschungsfrage aus Deinem Fachgebiet auseinander. Dies findet in Form einer umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit statt, der sogenannten Dissertation. Im Gegensatz zur Bachelor- und Masterarbeit muss die Dissertation einen selbstständigen Beitrag zur Forschung leisten.

Warum promovieren?

Die Gründe zu promovieren sind vielfältig und unterscheiden sich zum Teil von Studienrichtung zu Studienrichtung. Zunächst gilt die Promotion als Grundvoraussetzung für eine wissenschaftliche Karriere. Der Doktortitel ist allerdings keine Garantie für eine Karriere in der Wissenschaft. Die Stellen sind in vielen Fachbereichen rar gesät und nur die Besten erreichen das Ziel der Professur.

Aber nicht nur für die wissenschaftliche Karriere ist eine Promotion erforderlich. In einigen Fachbereichen, wie Medizin, Chemie, Biologie und Physik, ist der Doktor fast schon der Regelabschluss. Ohne Promotion haben Absolventen dieser Studiengänge oft erhebliche Probleme, eine Anstellung zu finden, die ihrer Ausbildung entspricht.

Viele promovieren auch, um Karriere und Gehaltsaussichten zu verbessern. Die Promotion ist heute zwar längst nicht mehr Voraussetzung für einen Posten in der Führungsebene großer Unternehmen, 50 % der Dax-Vorstände sind aber auch heute noch promoviert. Akademiker mit Promotion verdienen zudem im Schnitt 20 % mehr als Akademiker ohne Promotion. Vor allem Ingenieure und Juristen können nach der Promotion eine deutliche Gehaltssteigerung erwarten. Die Rechnung geht aber nicht für alle Fachrichtungen auf. Sozial- und Geisteswissenschaftler erhalten nur in den seltensten Fällen ein höheres Gehalt. Hier kann der Doktortitel die Jobaussichten sogar verschlechtern. Denn die Sozial- und Geisteswissenschaften bilden für keinen bestimmten Beruf aus. Deswegen legen die meisten Personaler sehr viel Wert auf erste praktische Erfahrungen, ein Punkt, der in den Lebensläufen vieler Doktoren fehlt. Darüber hinaus läufst Du Gefahr, durch den Doktortitel als überqualifiziert zu gelten.

Immerhin 10 % der Doktoranden nehmen die Promotion auf, weil sie unmittelbar nach dem Abschluss keine Aussicht auf einen Job haben. Diese Motivation ist allerdings fragwürdig. Die Dissertation ist ein zeit- und nervenaufreibendes Projekt, für das Du viel Ausdauer, Selbstdisziplin und anhaltende Begeisterung für Dein Thema mitbringen solltest. Mehr als die Hälfte aller Doktoranden geben vor Erreichen des Doktortitels auf. Darüber hinaus ist eine Phase der Arbeitslosigkeit nach dem Abschluss heute in vielen Fachrichtungen normal und deswegen kein Makel mehr im Lebenslauf. Hier gilt es, nicht zu verzagen: Anstatt als Notlösung zu promovieren, nutze die Zeit lieber, um erste Berufserfahrung in Form von Praktika zu sammeln oder eine Weiterbildung zu absolvieren.

Der vermutlich beste Grund für eine Promotion ist ein hohes Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten und am eigenen Fach. Er gewährleistet am ehesten, dass Du genug Motivation mitbringst, um das anstrengende Projekt Promotion erfolgreich zum Abschluss zu bringen.

Welche Möglichkeiten habe ich, zu promovieren?

Um zu promovieren, benötigst Du einen Hochschulabschluss (in der Regel muss die Abschlussnote besser als 2,5 sein). Je nach Promotionsordnung kannst Du bereits mit einem Bachelor promovieren. In der Regel ist aber ein Master oder ein äquivalenter Abschluss Voraussetzung für die Promotion.

In Deutschland haben nur Universitäten und ihnen gleichgestellte Hochschulen das Promotionsrecht. Das heißt, Du kannst Deinen Doktor nur an einer Universität erwerben. Deinen Studienabschluss musst Du aber nicht zwingend an einer Universität gemacht haben. Auch mit einem Fachhochschulabschluss kannst Du grundsätzlich promovieren. Allerdings musst Du als Fachhochschulabsolvent häufig zusätzliche Hürden, wie Eignungsfeststellungstests, für die Promotionsberechtigung überwinden. Eine andere Möglichkeit ist eine kooperative Promotion. Hierbei promovierst Du an der Fachhochschule. Deinen Doktorvater stellt aber eine kooperierende Universität, die Dir auch pro forma den Doktortitel verleiht.

Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Wege, zu promovieren: Die individuelle Promotion und die Promotion innerhalb eines Promotionsprogrammes.

Individuelle Promotion

Bei der individuellen Promotion schreibst Du Deine Dissertation in Eigenregie, betreut wirst Du von einem Professor des jeweiligen Fachbereiches, dem sogenannten Doktorvater. In der Regel musst Du den Doktorvater eigenständig finden. Dazu benötigst Du zuallererst eine überzeugende Idee, was Du in Deiner Dissertation untersuchen möchtest. Diese stellst Du Professoren, die sich auf ein ähnliches Gebiet spezialisiert haben, vor. Nicht selten verlangen die Professoren auch ein Exposé. Ein persönliches Gespräch erhöht dabei gegenüber einer E-Mail Deine Chance auf eine Zusage erheblich. Kannst Du den Dozenten von Deiner Idee überzeugen, bekommst Du vom Prüfungsamt die Promotionsberechtigung. Mit dieser schreibst Du Dich für ein Promotionsstudium ein. Der Vorteil der individuellen Promotion besteht in der freien Zeiteinteilung. Allerdings birgt dieser Vorteil auch die Gefahr des Verschleppens und des Abbruchs der Promotion.

Wer sich schon während des Studiums für eine Promotion entscheidet, sollte frühzeitig Kontakte knüpfen, etwa durch eine Stelle als studentische Hilfskraft. In vielen Fällen tragen die Professoren die Idee zu einer Promotion an Studenten heran, mit denen sie bereits zusammenarbeiten.

Promotionsprogramme: Graduiertenkollegs, Graduiertenschulen, Promotionsstudiengänge

Im Zuge der Exzellenzinitiative und der Bologna Reform wurde versucht, eine strukturierte Doktorandenausbildung zu realisieren. Zu diesem Zweck richteten einige Universitäten sogenannte Graduiertenkollegs ein. Das sind Forschungsprogramme, die es Nachwuchswissenschaftlern ermöglichen sollen, unter optimalen Bedingungen zu promovieren. Die Graduiertenkollegs fokussieren sich auf ein bestimmtes Thema und werden auf Zeit eingerichtet, um dieses zu erforschen. In Graduiertenkollegs sind in der Regel mehrere Doktoranden tätig, die ihre Doktorarbeit im Rahmen des Themas schreiben. Dabei betreuen Dich meist gleich mehrere Wissenschaftler. Graduiertenkollegs bieten Dir zudem regelmäßige Veranstaltungen wie Forschungskolloquien, Workshops und Sommerschulen. Als Teilnehmer eines Graduiertenkollegs erhältst Du in der Regel ein Stipendium. Die Finanzierung der Graduiertenkollegs erfolgt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Dir auf ihrer Webseite auch eine Übersicht über die laufenden Graduiertenkollegs bietet.

Neben den Graduiertenkollegs haben sich seit 2002 auch Graduiertenschulen herausgebildet. Diese unterscheiden sich von den Kollegs hauptsächlich darin, dass sie zeitlich unbefristet und thematisch ungebunden sind. Eine Übersicht über die laufenden Graduiertenschulen findest Du ebenfalls auf der Seite der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Eine Alternative zu Graduiertenschulen und Graduiertenkollegs sind sogenannte Promotionsstudiengänge. Bei Promotionsstudiengängen hast Du wie im Studium einen festen Stundenplan und musst eine festgelegte Anzahl an Credit Points erwerben. Promotionsstudiengänge bieten einerseits eine gute Strukturierung und Betreuung, Kritiker sprechen aber andererseits von einer Verschulung der Promotion. Im Unterschied zu Graduiertenschulen und Graduiertenkollegs erhältst Du bei einem Promotionsstudiengang nicht automatisch ein Stipendium, sondern bist selbst für Deine Finanzierung verantwortlich.

Wie läuft eine Promotion ab?

Der genaue Ablauf der Promotion unterscheidet sich je nach Fachrichtung und danach, ob Du die individuelle Promotion wählst oder innerhalb eines Promotionsprogrammes Deinen Doktor erwirbst. An Graduiertenkollegs, Graduiertenschulen und in Promotionsstudiengängen schreibst Du Deine Dissertation meist in enger Abstimmung mit mehreren Betreuern. Bei der individuellen Promotion bist Du stärker auf Dich allein gestellt, der Austausch mit Deinem Doktorvater oder Deiner Doktormutter ist hier weniger intensiv. Promovierst Du intern, beispielsweise als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl, ist der Kontakt zum Doktorvater meist enger als bei einer externen Promotion, bei der Du nicht am Institut arbeitest.

Promovierst Du an einem Graduiertenkolleg, einer Graduiertenschule oder innerhalb eines Promotionsstudienganges absolvierst Du neben der Dissertation regelmäßige Seminare, Workshops und Kolloquien. Auch bei der individuellen Promotion können Seminare vorgeschrieben sein, sind aber seltener.

Die Dauer der Promotion sowie der Umfang der Doktorarbeit unterscheiden sich von Fachbereich zu Fachbereich. Im Durchschnitt promovieren Doktoranden in Deutschland in 4 ½ Jahren. Während eine Dissertation in Medizin vom Umfang her oft einer Bachelorarbeit gleicht, kann sie in anderen Fachrichtungen mehrere 100 Seiten umfassen. Übrigens hast Du die Möglichkeit, Dich vor Deiner Abgabe durch eine Plagiatsprüfung zusätzlich abzusichern.

Wenn Du Deine Dissertation abgeschlossen und gedruckt hast, reichst Du diese beim Prüfungsamt der Universität ein. Das Prüfungsamt leitet die Arbeit an Deinen Doktorvater und den Zweitgutachter zur Beurteilung weiter. Zur Promotion gehört neben Deiner Dissertation auch noch eine mündliche Prüfung. Diese findet entweder in Form eines Rigorosums oder einer Disputation statt. Bei der Disputation handelt es sich um ein wissenschaftliches Streitgespräch, in dem der Promovend seine Arbeit verteidigt. Das Rigorosum ist eine mündliche Prüfung, die ebenfalls oft die Dissertation, aber auch weitere Themen aus dem Studium zum Gegenstand hat. Die Noten aus mündlicher Prüfung und Dissertation ergeben die Gesamtnote.

Nach der Benotung von mündlicher Prüfung und Dissertation ist das Promotionsverfahren abgeschlossen. Allerdings darfst Du Deinen Doktortitel erst tragen, nachdem Du die Dissertation veröffentlicht hast. Dazu ist meist noch einmal eine Überarbeitung der Dissertation vonnöten sowie das Einholen der Druckfreigabe (Imprimatur) bei den Gutachtern Deiner Dissertation. Erst wenn Du ein Belegexemplar Deiner veröffentlichten Arbeit bei der Bibliothek der Universität abgibst, erhältst Du Deine Promotionsurkunde und kannst Dich fortan Doktor nennen.

Wie finanziere ich eine Promotion?

Die meisten Promovenden finanzieren ihre Arbeit über eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut oder dem Lehrstuhl, an dem sie promovieren. Das hat einige Vorteile: Zunächst bist Du in Forschungsprojekte des Instituts eingebunden und stehst im intensiven Austausch mit zahlreichen Experten Deines Faches. Gerade Doktoranden, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben, erhalten zudem die Möglichkeit, ein Netzwerk aufzubauen und Erfahrungen - beispielsweise in der Vorbereitung und dem Halten von Lehrveranstaltungen - zu sammeln. Andererseits sind die Stellen meist unabhängig von Deiner Dissertation und lassen Dir nicht viel Zeit, an dieser zu arbeiten. Sie sind darüber hinaus häufig zeitlich befristet und gemessen am Arbeitsaufwand schlecht vergütet. Meist sind die Stellen als halbe Stellen ausgeschrieben und werden auch so bezahlt, die Arbeitslast entspricht aber einer vollen Stelle.

Du kannst Deine Promotion auch mit einer Anstellung außerhalb der Universität finanzieren. Du solltest allerdings genau prüfen, ob neben der Arbeit noch genug Zeit für Deine Dissertation bleibt. Naturwissenschaftler haben die Möglichkeit einer sogenannten Industriepromotion. Das bedeutet, dass Du bei einem Unternehmen arbeitest, aber ein bis zwei Tage in der Woche freigestellt bist, um an der Dissertation zu arbeiten. Voraussetzung für eine Industriepromotion ist allerdings, dass Dein Thema für das jeweilige Unternehmen interessant ist. Industriepromotionen bieten vor allem große Unternehmen an.

Eine andere Möglichkeit der Finanzierung, die Dir mehr Zeit für Deine Dissertation lässt, ist ein Stipendium. Neben guten Noten im Studium und einem überzeugenden Exposé kann auch soziales Engagement den Weg zum Stipendium ebnen. Allerdings deckt ein Stipendium meist nur den Grundbedarf und ist ebenfalls zeitlich befristet. Für ein Stipendium kannst Du Dich unter anderem bei diversen Stiftungen, den Bundesländern und Unternehmen bewerben. Promovierst Du im Rahmen eines Graduiertenkollegs, erhältst Du meist automatisch ein Stipendium. Das Stipendium umfasst zwischen 1.000 € und 1.365 € monatlich. Eine Übersicht über verschiedene Stipendien kannst Du Dir auf stipendienlotse.de, einer Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, verschaffen.