Das Studium an der Universität
Das Studium an der Universität hat in Deutschland nach wie vor das größte Prestige und die längste Geschichte. Die erste deutschsprachige Universität war die Karls-Universität in Prag, die Karl IV. 1348 gründete. Ihr folgte nur 17 Jahre später die Universität Wien und im Jahr 1386 die Ruprechts-Karls-Universität in Heidelberg. Letztere gründete der damalige pfälzische Fürst Ruprecht I. Heidelberg ist damit die älteste Universität auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland.
Heute hast Du an circa 120 staatlichen Universitäten und gleichgestellten Hochschulen in Deutschland die Möglichkeit, zu studieren. Das Studium an der Universität zeichnet sich dabei gegenüber dem Studium an anderen Einrichtungen des tertiären Bildungssektors durch einige Besonderheiten aus.
Charakteristika des Studiums an der Universität
Große Anzahl an Fachrichtungen und Fächern
Ein Charakteristikum des Studiums an der Universität ist die große Vielfalt an Studienrichtungen und -fächern, die Du dort studieren kannst. Folgende Fachrichtungen bieten die meisten Universitäten an:
- Agrar- und Forstwissenschaften
- Geisteswissenschaften
- Gesellschafts- und Sozialwissenschaften
- Ingenieurwissenschaften
- Lehramt
- Mathematik und Informatik
- Medizin
- Naturwissenschaften
- Rechtswissenschaften
- Theologie
- Wirtschaftswissenschaften
- Sportwissenschaften
Mit dem breiten Angebot an Studienmöglichkeiten verbunden ist die Größe der Universitäten. Viele Universitäten haben mehrere zehntausend Studierende. Die hohe Studierendenzahl führt dazu, dass sich zahlreiche Studierende über die Anonymität des Studiums an einer Universität sowie überfüllte Seminare und Vorlesungen beklagen. Andererseits sorgt die Größe der Universitäten für ein ausgeprägtes Sozialleben, von Unipartys über politische Vereinigungen bis hin zu einem umfassenden Sportangebot.
Forschung und Lehre an der Universität
Eine andere Besonderheit der Universität ist, dass sie auf zwei Säulen aufgebaut ist: Forschung und Lehre. Universitäten beschränken sich nicht nur darauf, Wissen zu vermitteln, sondern schaffen durch Forschung auch neues Wissen. Die Universität ist die wichtigste unabhängige Forschungseinrichtung in Deutschland. Jedes Jahr melden deutsche Universitäten mehrere tausend neue Patente an.
Forschungsorientierte Lehre
Bei einem Studium an einer Universität liegt der Schwerpunkt auf der Vermittlung von methodischem und theoretischem Wissen. Praktische Kenntnisse nehmen gegenüber dem Studium beispielsweise an einer Fachhochschule traditionell einen eher geringen Platz ein.
Ein weiteres Spezifikum des Studiums an einer Universität ist die Vermittlung wissenschaftlicher Arbeitsweisen. Zudem setzen Universitäten auf eine forschungsorientierte Lehre. Studierenden wird die Möglichkeit gegeben, im Studium selbst Forschung zu betreiben, zum Beispiel durch die Mitwirkung an Forschungsprojekten.
Promotionsrecht
Eng verwoben mit dem Selbstverständnis der Universität als Forschungseinrichtung ist die Verleihung des Doktorgrades, die Promotion. Der Doktor ist in den meisten Ländern der höchste erreichbare akademische Abschluss. Um den Doktortitel zu erhalten, verfasst Du nach Deinem Studium eine wissenschaftliche Forschungsarbeit, die neue Erkenntnisse zu Tage fördert. In Deutschland haben nur Universitäten und ihnen gleichgestellte Hochschulen das Recht, den Doktorgrad zu verleihen.
Das Studium an der Universität und die Bologna Reform
Mit der Umstellung auf Bachelor und Master haben sich die Bedingungen des Studiums an der Universität teilweise stark verändert. An die Stelle des weitestgehend selbstbestimmten Studiums ist ein stärker verschultes System getreten. Durch Einführung eines 3-jährigen, grundständigen Studiums mussten viele Studiengänge neu strukturiert und vor allem stärker durchorganisiert werden. Zudem trat mit den neuen Studienabschlüssen die Vorbereitung auf das Berufsleben stärker in den Vordergrund, während die Bedeutung der wissenschaftlichen Ausbildung zurückging. Das hat zu dem Vorwurf geführt, dass die Universitäten durch das Bachelor-Master-System ihre Spezifika einbüßen und zu schlechteren Fachhochschulen degradiert würden.
Trotz großer Widerstände vieler Universitäten ist die Umstellung auf die neuen Studienabschlüsse mittlerweile aber fast überall abgeschlossen. In einigen Punkten hinkt die Bologna Reform in Deutschland noch der eigentlichen Zielsetzung hinterher. So lautete ein Ziel, die Chancen und Positionen deutscher Universitäten im internationalen Wettbewerb zu stärken. Die neuen Abschlüsse sollten die unterschiedlichen Studiengänge innerhalb des europäischen Bildungsraumes vergleichbar machen und den Austausch – sowohl in der Lehre als auch in der Forschung – vereinfachen. Bisher konnten die deutschen Universitäten allerdings weltweit keinen Boden gegenüber der Konkurrenz gutmachen. Im internationalen Shanghai Hochschulranking belegte die Technische Universität München 2012 Platz 53 und war damit die beste deutsche Universität. Auf den vordersten Rängen stehen nach wie vor ausschließlich Universitäten aus den USA und Großbritannien.
Zusammenfassung: Besonderheiten eines Studiums an einer Universität
- Breit gefächertes Studienangebot
- Fokus auf wissenschaftliche Arbeitsweisen
- Universitäten sind sehr groß (mehr als 20.000 Studierende sind keine Seltenheit) und deswegen manchmal sehr anonym
- Kurse und Vorlesungen sind teilweise überlaufen
- Möglichkeit zur Promotion
- Du hast die Option, neben dem Studium Forschung zu betreiben
- Forschungsorientiertes Lernen
- Vor allem an Universitäten mit einem großen Campus findet sich oft ein sehr ausgeprägtes Sozialleben – mancher Campus gleicht einer eigenen Stadt
- Eigentlich bieten alle Universitäten die Möglichkeit, im Rahmen von Austauschprogrammen internationale Erfahrung zu sammeln